[Arbeitsleben] Weihnachten in der Zuckerbäckerei

[Arbeitsleben] Weihnachten in der Zuckerbäckerei

27. Dezember 2013 2 Von Yoko-chan
Durch das japanische Arbeitsamt, Hello Work, habe ich vor einem Monat meinen aktuellen Job gefunden. Dort wurde mir die Stelle als Aushilfe in einer österreichischen Konditorei vorgeschlagen, ich sagte ja und schwups hatte die gute Frau da angerufen und ich hatte eine halbe Stunde später ein Vorstellungsgespräch. Dort wurde ich von der japanischen Chefin auf Deutsch empfangen und auch der größte Teil des Gespräches wurde in meiner Muttersprache geführt. Da ich eigentlich am Nachmittag in einem Hotel ein Vorstellungsgespräch hatte, hatte ich zum Glück meinen japanischen Lebenslauf – Rirekisho – mit dabei gehabt. Das Gespräch lief super und ich konnte gleich am 2. Dezember anfangen.

Die Zuckerbäckerei ist sehr edel. Die meisten Sachen sind mit dem Siegel verziert und golden – und sehr teuer. Hauptwerk ist das Teegebäck, wo die kleinste Dose ¥ 3,150 kostet und die größte ¥ 7,350. Aber es gibt natürlich noch andere leckere Sachen, wie Torten, Kuchen, Schokolade, … Ihr könnt ja mal einen Blick auf die Internetseite werfen.

Geschäft von innen – Bild von der Internetseite der Zuckerbäckerei

Nun die Frage: was mache ich da eigentlich? Nein, auch wenn ich in einer Konditorei arbeite, stehe ich nicht da und backe Kuchen oder Plätzchen. Ich helfe lediglich dabei die Bestellungen abzuarbeiten und Dekorationen für die Ware zu machen und diese manchmal auch zu verpacken. So habe ich im Dezember gefühlte tausend kleine Stollen (Preis ¥ 3,675) mit Visitenkarten, Beschreibung und Deko-Zweig geschmückt. Ich habe auch Schokoladen-Stangen verpackt und Deko-Papier um Plätzchen gebunden. Ab und zu muss ich auch mal im Geschäft die Teegebäck-Dosen nachfüllen. Manchmal sprechen mich dann die Kunden an und stellen mir Fragen. Ich versuche dann meist so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen, weil ich a) nicht alles verstehe, b) nicht weiß, was ich antworten soll und c) mein Japanisch mir für das Geschäft nicht höflich genug erscheint.

Aber wie gesagt, hauptsächlich arbeite ich die vielen Bestellungen mit ab, was im Dezember wirklich der Wahnsinn ist. Das heißt, dass auf die Gebäck-Dosen die Etiketten geklebt werden müssen, dann alles in Luftpolsterfolie eingewickelt wird, dann in die richtige Größe und Anzahl von Papiertüten, dort drauf Adress-Aufkleber und weitere hundert Aufkleber (Zustelldatum, “Frischware”, “Zerbrechlich”, “Nichts draufstellen”, …). Langsam kann ich einen großen Teil der Bestellungen allein abarbeiten.Ansonsten mach ich noch kleine Nebenarbeiten – Luftpolsterfolie zurecht schneiden, Papiertüten nachfüllen, Kuchenschachteln falten, Schleifenband vorschneiden, das Papier für das Teegebäck falten, usw.

Apfelstrudel, den wir als Dessert essen durften

Wir haben jeden Tag eine kleine Mittagspause, meist in zwei Schichten. Meistens gibt es Fertigessen aus dem Konbini, wo wir uns für ¥ 600 was aussuchen können und das bezahlt bekommen. Zum Hauptgericht können wir uns auch noch ein Dessert mitnehmen, was meistens ein Jogurt oder bei mir Früchte in Gelee ist. Manchmal gibt es aber auch Essen von unserer Chefin, vor allem dann, wenn sie von Freunden etwas geschenkt bekommen hat – so konnte ich endlich mal wieder deutsches Vollkornbrot essen.

Im Dezember habe ich nun von Montag bis Freitag, von 10:45 Uhr bis 17:00 Uhr gearbeitet. Heute war für mich der letzte Arbeitstag des Jahres und ich habe jetzt eine Woche Neujahrsurlaub (weil die Konditorei zu hat). Im Januar kann ich dann nur noch zwei Tage die Woche arbeiten, weil dann nicht mehr so viel los ist. Aber das hat auch seine Vorteile. Klar, fehlt dadurch Geld, aber ich habe auch mal wieder Zeit für mich – kann Reiseplanungen machen und meine Japanischlehrbücher mal wieder aufschlagen (^_~)

Apropos Japanisch. Wie ich ja schon gesagt habe, spricht meine Chefin Deutsch. Ihr Mann, der der Konditormeister ist, natürlich auch, denn beide waren in Wien. Von den Kolleginnen sprechen aber nur noch zwei andere ein wenig Deutsch und beide sind nicht immer da. Deshalb muss ich mit den meisten Kolleginnen auf Japanisch sprechen. Wenn es um arbeitsspezifische Sachen geht, geht es auch meistens, denn diese Begriffe habe ich relativ schnell gelernt. Nur, wenn wir dann doch mal andere Gespräche führen wollen, wird es manchmal schwierig. Klar, kann ich erzählen, wo ich schon in Japan war, was ich gerne esse und was wir Weihnachten gemacht haben, aber manchmal wird es kompliziert – vor allem wenn ich mal wieder nicht verstehe, was ich gefragt werde… *lach*

Briefumschlag mit meinem ersten Lohn.
Mein Name sieht da so schön drauf aus *lach*

Aber meine Kolleginnen sind alle durchweg sehr nett und ich habe sie alle sehr gern. Es macht jeden Tag auf’s neue Spaß mit ihnen zu arbeiten. Vor allem weil ich die einzige – und auch die erste – Deutsche im Geschäft bin, behandeln sie mich auch alle noch freundlicher. Aber allgemein ist die Stimmung wirklich sehr angenehm unter allen. So kommt es mir zumindest vor.

Ich bin mal gespannt wie es jetzt dort weiter geht und werde bestimmt mal wieder darüber berichten (^^)