[Working Holiday Japan] Fragerunde – Teil 1

[Working Holiday Japan] Fragerunde – Teil 1

15. Mai 2015 5 Von yoko_kudo90
Wie die Leser meines Blogs wissen, war ich für ein Jahr in Japan und habe dort Working Holiday bzw. Work & Travel gemacht. Nun bin ich schon über ein halbes Jahr zurück in Deutschland und ich habe noch keine richtige Zusammenfassung dazu geschrieben. Allerdings habe ich mir damit extra etwas Zeit gelassen. Allein, um etwas Abstand zu gewinnen und das Ganze nun aus einem anderem Auge betrachten zu können.

Der Blogeintrag besteht aus einem Fragenkatalog zum Working Holiday Jahr. Einige habe ich selbst herausgesucht, aber viele habe ich auch von meiner Facebook-Seite bekommen. Vielen Dank für den riesigen Rücklauf und die vielen vielen Fragen. Es waren nun doch so viele, dass ich mich entschieden habe diesen Eintrag zu zerteilen. Bringt ja nichts, wenn ihr hier vom Text erschlagen werdet (obwohl das wohl trotzdem passiert). So habe ich es jetzt aufgeteilt in die allgemeineren Sachen mit “Teil 1 – Visum, Arbeit, Wohnen & Co.” und in persönliche Eindrücke mit “Teil 2 – Sprache, Erfahrungen, Alltag”.

Viel Spaß beim Lesen!

☆ Warum bist du für ein Jahr nach Japan gegangen?
Ich habe mich seit viele Jahren für Japan interessiert und wie viele habe ich den Traum länger als nur für ein paar Urlaubswochen in Japan zu bleiben. Allein um das Alltagsleben dort kennen zu lernen. Nach zwei Urlaubsreisen 2010/2011 und 2012, habe ich mir diesen Traum dann erfüllt und habe mich in das Abenteuer Working Holiday gestürzt.

☆ Wie hast du das Jahr in Japan verbracht?
Ich bin Ende September 2013 nach Japan geflogen und bin den ersten Monat auf die Human Academy Japanese Language School gegangen. Dort hat es mir sehr gefallen und der Unterricht hat viel Spaß gemacht. Allerdings wollte ich mir mehr als einen Monat Schulgebühren nicht leisten. Im November bin ich mit meinem Freund zusammengezogen. Dann ging es an die Arbeitssuche, im Dezember bin ich dann endlich fündig geworden und war dadurch ziemlich eingespannt. Im April / Mai habe ich dann für 2 Monate bei meiner Arbeit pausiert und bin einmal quer durch den Westen Japans gereist. Darüber habe ich auch ein Reisetagebuch geschrieben. Zurück in Tokyo habe ich dann weiter gearbeitet, meine Freizeit mit meinem Freund und Freundinnen verbracht und die Zeit genossen. Sonst war ich auch noch auf zahlreichen Konzerten meiner Lieblingsmusiker. Eine Übersicht dazu gibt es hier.

☆ Wie hast du gewohnt?
Als ich in Japan angekommen bin, hatte ich zuerst eine kleine Wohnung von Sakura House in Kita-Senju, Tokyo. Diese war ziemlich teuer. Im November bin ich von Tokyo nach Kawasaki umgezogen und habe zusammen mit meinem Freund in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung gewohnt. Diese war doppelt so groß wie mein erstes Zimmer, war preislich etwa gleich, aber wir konnten uns die Miete teilen. Dort war ich auch für den Rest des Jahres. Bis auf die zwei Monate, die ich durchs Land gereist bin – da war ich natürlich in Hotels, Hostels, Guesthouses und Co.
Für jemanden, der eine Zeit lang in Japan leben will, sind meines Erachtens Share Houses oder ggf. möblierte Apartments sehr zu empfehlen. Das Angebot wächst auch stetig – u. a. Sakura House, Oak House, Borderless House, Tokyo Share House, Gaijin Pot Aparments, usw.

☆ Was hast du gearbeitet?
Zuerst war ich in einem deutschen Restaurant in Tokyo, wo ich eigentlich ganz einfach hingegangen war und meinte, dass ich einen Job suche – und schwubbs hatte ich eine Stelle als Küchenhilfe. Allerdings hat mir die Arbeit nicht wirklich gefallen und auch die Arbeitszeiten passten nicht so ganz in meine Zeitplanung. Deshalb habe ich dort nach 3 Tagen wieder aufgehört. Dann hatte ich mich noch als Zimmermädchen in einem japanischen Hotel in der Nähe meiner Wohnung beworben, wo ich nach einem ersten Telefonat auf Japanisch sogar ein Vorstellungsgespräch hatte. Allerdings kam es nicht mehr dazu, weil ich vorher durch das japanische Arbeitsamt schon eine andere Stelle bekommen hatte – in einer österreichischen Konditorei in Tokyo. Dort war ich auch die meiste Zeit meines Working Holiday beschäftigt. Mehr dazu findet ihr hier.
Zum Thema, wie man in Japan einen Job finden kann, habe ich hier einen Blogeintrag geschrieben gehabt. 

☆ Wie viel Geld hast du mitgenommen? Hat dein Verdienst gereicht?
Ich bin ehrlich: ich habe vorher viel gespart. Ich hatte einerseits Angst, dass ich keine Arbeit finde. Andererseits wusste ich aber auch, dass ich eigentlich nur einen Teilzeitjob wollte und auch eine Weile reisen wollte. Von meinen Ersparnissen sind etwa 9.000 Euro drauf gegangen. Aber das muss ja nicht bei jedem so sein. Mit meinem Teilzeitjob habe ich nach Abzug der Steuern gerade mal 800 Yen die Stunde rausgehabt. Das ist für viele Teilzeitjobs normal. Als Englischlehrer & Co. kann man natürlich viel mehr verdienen und kommt besser über die Runden. Natürlich auch, wenn man irgendwo Vollzeit arbeitet. Ob das Geld am Ende reicht, hängt auch viel vom eigenen Lebensstil hab. Ich brauche zum Beispiel keine teuren Klamotten und Marken-Make Up und brauche auch keine exklusiven Lebensmittel. Ich bin der größte Fan von 100-Yen-Shops. Aber ich habe z. B. in dem Jahr über 1000 Euro für Konzerttickets ausgegeben. Trotzdem halte ich etwa 2500~3000 Euro als ersten Puffer für sehr sinnvoll.

☆ Hast du ein japanisches Bankkonto?
Nein. Meinen Lohn habe ich immer – wie alle anderen in der Firma auch – einmal im Monat in bar überreicht bekommen. Und da ich für andere Sachen kein Konto gebraucht habe, habe ich auch keins eröffnet. Für alles weitere war meine Visa-Kreditkarte ausreichend.

☆ Findest du die Arbeit in Japan besser als in Deutschland? Was gibt es für Unterschiede?
Ich habe nicht all zu viele Erfahrungen im Arbeitsleben bisher gemacht – weder in Deutschland noch in Japan. In Deutschland habe ich eine Ausbildung gemacht und habe meinen 40-Stunden-Büro-Job. In Japan stand ich dann auf einmal im Service und habe u.a. Plätzchen und Stollen verpackt. Ja, das ist dann schon ein Unterschied (^.~)

Ob nun die Arbeit in dem einem Land besser ist als das im anderen ist wohl eher die Frage des ausgeführten Jobs und der Kollegen. Ich habe sowohl in Deutschland als auch in Japan immer Glück gehabt mit meinen Mitarbeitern und ich hatte bisher immer viel Freude an meiner Arbeit. Aber allgemein lässt sich sagen, dass die Arbeitszeiten in Japan bei Vollzeitjobs meist länger sind, oft Überstunden erwartet werden und Japaner ziemlich wenig Urlaub haben. Wenn ich mir in Deutschland meine 30 Urlaubstage anschaue, da bekommt man in Japan oft nur 1/3 davon.
Auch werden in Japan oft lange Pendelzeiten hingenommen. In Deutschland brauche ich 20 Minuten auf Arbeit und liege da bei meinen Kollegen im guten Mittelfeld. In Japan bin ich jeden Tag eine Stunde hin und eine Stunde zurück mit dem Zug gefahren. Abends sogar in der Rushhour. Diese Zeit ist normal. Ich habe auch oftmals Japaner getroffen, die eine Pendelzeit von 2 Stunden One-Way als völlig ok empfinden. Allerdings werden in Japan oft die Fahrtkosten ganz oder zumindest teilweise vom Arbeitgeber übernommen.

☆  Hast du alles allein organisiert oder mit einer Organisation?
Ich habe alles selbst organisiert und ich denke, dass das auch ziemlich gut funktionier.  Natürlich gibt es inzwischen auch einige Programme, mit denen man in Japan Working Holiday machen kann, aber ich wollte mir meine Freiheit nicht all zu sehr einschränken lassen.
Hilfe findet man unter anderem bei JAWHM oder auf Auslandsjob.de.

☆  Wie hast du dich vorbereitet?
Nachdem ich mein Visum im Juli in der Hand hatte und alles endlich fest stand, hatte ich noch knapp 2 Monate um mich vorzubereiten. Bereits aus Deutschland habe ich eine Wohnung gesucht und gemietet und mich auch für eine Sprachschule entschieden, denn damit wollte ich ja meine Zeit in Japan starten. Ich habe auch schon ab und zu mal auf GaijinPot und anderen Job-Portalen geschaut, ob irgendwas für mich dabei wäre, aber da hatte ich nichts direktes gefunden. Allerdings habe ich dabei auch herausgefunden, dass man für die meisten Bewerbungen einen japanischen Lebenslauf braucht Rirekisho und diesen habe ich dann zusammen mit meiner Tandempartnerin und meinem Japanisch-Lehrer vorbereitet. Sehr viel mehr habe ich eigentlich noch nicht gemacht. Ich habe ab und zu in ein paar Blogs von WH-Makern gelesen und versucht mein Japanisch noch etwas aufzubessern (Betonung liegt auf versucht).

☆ Wie funktioniert das mit den Versicherungen?
Zur Beantragung des WH-Visums muss man bereits eine Krankenversicherung vorlegen. Ich hatte meine Auslandskrankenversicherung für ein Jahr bei der Hanse Merkur abgeschlossen. Allerdings musste ich sie (zum Glück) nicht in Anspruch nehmen. Von einigen habe ich inzwischen gehört, dass sie in Japan beim Meldeamt noch eine weitere Krankenversicherung abschließen mussten. Das habe ich nicht und das musste ich auch nicht. Ich wurde bei der Anmeldung jeweils gefragt, ob ich eine Krankenversicherung habe oder ob ich noch eine machen möchte. Da ich eine hatte, habe ich abgelehnt und das war’s. Warum sollte ich mich auch doppelt versichern? Aber wahrscheinlich sehen das die Ämter in Japan auch unterschiedlich. (Falls da jemand noch mehr Ahnung von hat, kann er das gerne in den Kommentaren mitteilen).

Ansonsten hatte ich nur noch in Deutschland eine private Haftpflichtversicherung abgeschlossen, die auch Vorfälle im Ausland abdeckt. Rentenversicherung habe ich in dem Jahr nicht gezahlt. Meine deutsche Versicherung meinte im Anschluss, dass ich für dieses Jahr eine private Nachzahlung machen kann, was ich bisher aber nicht getan habe. Zum Thema “Rentenansprüche vom In- und Ausland” habe ich allgemein sehr wenig Wissen…

☆ Warst du in Japan beim Arzt? Wie funktioniert das da?
Nein, war ich nicht, denn ich war nie richtig krank. Außer eins zwei Mal eine Erkältung, aber da habe ich Medikamente im Drug Store gekauft und einen Teil aus Deutschland schon mitgebracht. Von Bekannten habe ich gehört, dass man, wenn man krank ist, zum Arzt ins Krankenhaus geht und dann dort die Rechnung für Medikamente & Co. bezahlt. Diese schickt man dann an seine Auslandskrankenversicherung und bekommt, wenn alles klappt, die Kosten zurückerstattet. Man muss also erst einmal in Vorkasse gehen. Aber alles weitere ist auch stark von der jeweiligen Krankenversicherung abhängig.

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Ich weise hier nochmal darauf hin, dass es sich bei den Antworten um meine Erfahrungen und Eindrücke handelt. Natürlich kann es bei jedem anders sein. Keine Garantie, dass alles 100%ig stimmt.