[Liebesleben] Wie ich meinen japanischen Mann kennen lernte

[Liebesleben] Wie ich meinen japanischen Mann kennen lernte

16. April 2017 22 Von yoko_kudo90

Wenn es um mich und meinen Mann geht, kommt immer wieder die selbe Frage auf. Egal ob Freunden, entferntere Verwandte oder ganz neuen Personen, alle fragen, wie wir uns denn nun eigentlich kennen gelernt haben. Und da ich das auch online sehr oft gefragt werde, gibt es die Geschichte dazu heute in meiner Liebesleben-Reihe.

Die schnell gesagte Standartantwort ist hierbei: im Internet. Darauf folgt meist Erstaunen und die Frage, ob das wirklich funktioniert. Ja, das funktioniert – und das funktionierte auch schon vor 9 Jahren.

Bereits 2006 habe ich mich auf einer Seite namens J-Fan Friends angemeldet, hauptsächlich um jemanden zu finden, mit dem man über Japan reden und Japanisch üben kann. Diese existiert heute nicht mehr bzw. gibt es sie heute als World Friends. Früher war diese Seite hauptsächlich dafür da Japaner und Japan-Interessierte freundschaftlich zusammen zu bringen – heute geht es mehr auf die weltweite Ebene. Ich habe dort mit ein paar Leuten geschrieben. Natürlich waren dort auch einige „unliebsame“ Menschen, die einen mit gewissen Anfragen genervt habe, aber ich habe dort doch ein paar Japanerinnen und Japaner kennen gelernt, mit denen ich später eMail-Adressen ausgetauscht habe.

Diese Kontakte waren aber alle nicht langanhaltend und haben meist nach wenigen Wochen schon wieder geendet. Vor allem die Japanerinnen waren dabei sehr unzuverlässig. Von all den Leuten bin ich heute noch mit dreien auf Facebook befreundet – dazu gehört auch mein Mann. Die anderen beiden habe ich aber noch nie persönlich getroffen und auch hier ist der Kontakt kaum vorhanden.

Aber zurück zum Thema: im Sommer 2008 erhielt ich die erste Nachricht von meinem jetzigen Mann. Auf seinem Profil gab er an, dass er Fan von Avril Lavigne, Ayumi Hamasaki und One Piece war. Alles nicht schlecht und so schrieben wir erst einmal über die Webseite ein paar Nachrichten. Später tauschten wir eMail-Adressen aus und schrieben eMails. Über das Alltagsleben, über japanischen Dinge (Musik, Filme, etc.) und Sachen, die uns interessieren. Auch über Liebesdinge – er hatte eine Freundin, ich war in der Schule unglücklich verliebt. Ich übte mein kleines bisschen Japanisch, mein Mann übte Englisch. Die eMails wurden länger, auch die Zeiträume, die die Antworten dauerten, wurden manchmal zu Wochen. Wir schickten uns auch regelmäßig Geschenke – zu Weihnachten, zum Geburtstag – wobei seine Pakete an mich immer recht großzügig ausfielen.

Aki und Yoko

Unser erstes Treffen, unser erstes gemeinsames Foto. Aufgenommen im Hostel in Yokohama beim Check in im Dezember 2010.

Im Mai 2010 meinte er plötzlich, dass er mich gern nach Japan einladen möchte – er bezahlt mir das Flugticket – und wir gehen dann Silvester zusammen zu Ayumi Hamasaki’s Countdown Live. Ich war baff. Als Azubi im ersten Lehrjahr hätte ich mir eine Japan-Reise nicht leisten können und nun wollte mir jemand das Flugticket bezahlen. Ich sagte Ja und so planten wir meinen ersten Aufenthalt in Japan. Nach Weihnachten 2010 trafen wir uns das erste Mal – es geschah, was geschehen musste –, das Ayu-Konzert klappte zwar leider nicht, und nach 10 Tagen war ich wieder in Deutschland. Im März 2011 war das große Tohoku-Erdbeben und er machte sich kurz darauf für ein Jahr auf nach Neuseeland, um sein Englisch zu verbessern. Wir wussten beide nicht, woran wir nun waren, aber schrieben weiter eMails.

Nach anderthalb Jahren kam ich im Juli 2012 wieder nach Japan. Für diese Zeit waren wir zusammen, haben uns aber nur wenig gesehen. Er musste schließlich arbeiten. Nach 14 Tagen waren wir wieder räumlich getrennt – und ich fing an mein Working Holiday Aufenthalt zu planen. Ich beantragte eine Freistellung von der Arbeit, Ende September 2013 sollte es los gehen, wir wollten zusammen wohnen – und er machte im Frühjahr 2013 Schluss. Er hatte sich in jemanden verguckt, war sich aber auch nicht sicher und ihm war wohl alles zu viel. Trotzdem schrieben wir weiter eMails. Die Themen blieben freundschaftlich und er versicherte mir, mich während meiner Zeit in Japan zu unterstützen. Ich suchte mir eine Wohnung in Tokyo, er holte mich vom Flughafen ab, brachte mich zur Wohnung und wir sprachen uns aus.

Wir wollten es noch einmal probieren, hatten ein paar Dates und zogen dann doch als Pärchen zusammen in eine kleine Wohnung. Im September 2014 ging es für mich zurück nach Deutschland – er besuchte wenige Monate später meine Familie über Neujahr für ein paar Tage. Wir schrieben nun jeden Tag viele Nachrichten und vermissten uns. Fernbeziehungen sind doof, aber wir haben es irgendwie überstanden. Ich kam im Sommer 2015 und zu Neujahr 2015/16 nochmal für jeweils drei Wochen nach Japan. Wir verlobten uns und heirateten im Juli 2016 in Deutschland. Seit Oktober 2016 leben wir nun wieder zusammen in Japan und können endlich richtig zusammen sein.

Das ist unsere Geschichte. Neun Jahre sind schon vergangen, seitdem wir uns kennen gelernt haben. Ich staune immer wieder, wie die Zeit rast. Wir haben viel erlebt, wir sind viel gereist und wir haben viel durchgemacht. Doch diese lange Zeit mit den Hochs und Tiefs ist sehr bedeutend für mich und ich bin glücklich mit dem, was wir bisher erreicht haben – alles angefangen mit ein paar eMails im Internet.


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