[Alltagsleben] Vom deutschen zum japanischen Führerschein

[Alltagsleben] Vom deutschen zum japanischen Führerschein

26. Juli 2017 2 Von yoko_kudo90
Wenn man in ein anderes Land auswandert, gibt es viele behördliche Dinge zu erledigen. So natürlich auch in Japan. Eine Sache, die schon eine ganze Weile auf meiner To-Do-Liste stand, war mein Führerschein. Diesen habe ich nun endlich in einen Japanischen umtauschen lassen. Wie das Ganze funktioniert, erfahrt ihr hier.
Da Deutschland sich nicht dem Genfer Abkommen von 1968 angeschlossen hat, Japan aber schon, darf man nur mit dem deutschen Führerschein in Japan NICHT Auto fahren. Auch der deutsche internationale Führerschein wird in Japan nicht anerkannt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Schweiz, Frankreich, Belgien, Slowenien, Monaco und Taiwan. Aus dem deutschsprachigen Raum haben nur die Österreicher das Glück, dass der internationale Führerschein ausreicht.

Japanische Übersetzung des Führerscheins

Um in Japan Autofahren zu dürfen, benötigt man neben seinem eigentlichen deutschen Führerschein noch eine japanische Übersetzung davon. Diese bekommt man in Japan von der JAF, der Japan Automobile Federation, oder im Ausnahmefall auch von der deutschen Botschaft.

So suchte ich also nach der nächsten JAF-Stelle, die solche Übersetzungen anbietet. In Kanagawa liegt diese in der Nähe des Bahnhofes Katakuracho, etwa eine Stunde von unserer Wohnung entfernt. Die Stelle in Tokyo befindet sich in der Nähe des Bahnhofes Hamamatsucho, was allerdings gute anderthalb Stunden von uns dauern würde. So entschied ich mich natürlich für Katakura und beschloss an dem Tag im Anschluss nach Yokohama zu fahren für etwas Sightseeing.

Für die Beantragung der Übersetzung benötigt man zum Glück nicht all zu viel. Vor Ort muss man ein einfaches und kurzes Antragsformular ausfüllen, inklusive japanischer Adresse. Und natürlich muss man seinen Führerschein vorlegen, der dort kopiert und sofort zurück gegeben wird. Ich hatte sicherheitshalber noch meine Residence Card sowie Pass dabei, welche zwar auch kopiert wurden, aber nicht unbedingt benötigt werden. Die Übersetzung kostet dann 3,000 Yen und dauert im besten Fall nur wenige Stunden. Mir wurde gesagt, ich könne die Übersetzung in zwei Stunden abholen, da ich aber noch andere Pläne hatte, habe ich sie mir gegen Gebühr nach Hause schicken lassen.

Trotz internationalem Schalter, konnte die gute Frau dort natürlich kein Englisch. Wir haben es aber auch mit geringem Japanisch geschafft, da der Ablauf ja ziemlich klar ist. Im Kanagawa Office war ich die einzige und kam sofort dran, was natürlich sehr praktisch ist. In Tokyo ist da bestimmt mehr los.

Meine Übersetzung hatte ich zwei Tage später auch schon zuhause. Ging also alles super schnell und unkompliziert.

Führerschein

Antragsformular und Übersetzung des dt. Führerscheins

Der japanische Führerschein

Die Beantragung des japanischen Führerscheins war dann einmal das komplette Gegenteil von meinem kurzen Besuch bei der JAF. Man brauchte für die wenigen Schritte, die durchgeführt worden, doch echt ganz schön Geduld. Aber alles nacheinander.

Die Übersetzung des Führerscheins ist schön und gut und berechtigt einen in Japan Auto zu fahren. Allerdings ist sie nur ein Jahr gültig, außer man reist für mindestens drei Monate aus, dann beginnt der Zeitraum von neuem. Wenn man sich also länger als ein Jahr in Japan aufhält, ist es zu empfehlen seinen deutschen Führerschein in einen japanischen umzuschreiben. Und dass sollte man auch am besten innerhalb des ersten Jahres machen, denn nach Ablauf dieses Jahres kann es sein, dass man auch die japanische Fahrprüfung ablegen muss. Das muss man sonst nämlich nicht.

Führerschein

So~ wo müssen wir hin?

Unsere nächste Führerscheinbehörde befindet sich in Futamatagawa, was auch eine kleine Weltreise entfernt ist. Mein Mann nahm sich am Montag den Tag frei und wir machten uns kurz vor 6:30 Uhr auf den Weg dorthin. Noch vor 8 Uhr kamen wir an dem großen Gebäudekomplex an. Mein Mann bestand darauf, dass wir dort sehr früh hinfahren, auch wenn mich das als Langschläfer wenig erfreute. Vor Ort wusste ich auch warum: es wimmelte vor Menschen, und das um die Uhrzeit. Am Schalter für die Umschreibung der ausländischen Führerscheine war zum Glück noch nicht so viel los, trotzdem war ich um kurz vor 8 Uhr Nummer 11 auf der Liste, in die man sich eintragen musste.

Um 8:15 Uhr öffnete dann ein Fenster und der Beamte dort rief nach und nach alle Nummern auf. Wir warteten und kamen kurz vor 9 Uhr an die Reihe. Dort wurde geschaut, welche Unterlagen ich mit habe, die wurden entgegen genommen und wir wurden mit einem „In etwa zwei Stunden sind Sie dann dran“ zurück in den Wartebereich geschickt. What the…?!? Ich war etwas schockiert, nachdem wir ja schon eine Stunde saßen, dass wir nochmal zwei Stunden warten sollten. Mein Mann sagte nur, das ist normal.

Die Anmeldung war übrigens nur bis 9:00 Uhr möglich. Wer bis dahin nicht auf der Liste stand, musste um 13:00 Uhr wieder kommen. Das man auf der Lersten Liste steht, ist aber keine Garantie am Vormittag dran zu kommen. Das wird schon ab Nummer 15~20 kritisch. Wenn sich zu viele am Vormittag registrieren, kann es sein, dass man sich am Nachmittag gar nicht mehr anmelden kann.

Welche Unterlagen habe ich gebraucht?

• deutscher Führerschein
• Übersetzung ins Japanische von der JAF
• Residence Card (Zairyu Card, 在留カード)
• aktueller deutscher Reisepass
• Einwohnermeldeschein (Juminhyo, 住民票)
• ein Passfoto (3 cm x 2,4 cm)
• Nachweis, dass ich mich nach Ausstellung des deutschen Führerscheins noch mind. 3 Monate in Deutschland aufgehalten habe

Für letzteres habe ich meinen alten Reisepass, sowie mein Abiturzeugnis (ich hatte meinen Führerschein in der 12. Klasse gemacht) sowie mein dreijähriges Ausbildungszeugnis dabei gehabt.

In unserer Wartezeit gingen wir erst einmal in das Hauptgebäude. Dort gab es einen Konbini sowie eine Kantine. Sinnvoll, wenn man hier teilweise ewig warten muss. Ich holte mir etwas Süßes zum Frühstück und Nervennahrung und mein Mann stöberte in ein paar Manga. Dann suchten wir uns einen Sitzplatz im Nebengebäude und warteten. Ich spielte meinen Handyakku halb tot. Obwohl ich auch ein Buch dabei hatte, hatte ich keine richtige Lust auf Lesen.

In der Nähe tauchte bei Pokemon GO ein Lugia auf uns so machten wir einen Spaziergang dorthin, um festzustellen, dass wir alleine auf einem Spielplatz im Wohngebiet standen. Keine guten Voraussetzungen für einen Kampf gegen ein legendäres Pokemon… Da warte ich liebe bis später am Tag und wir gingen zurück und langweilten uns weiter. Ich nickte zwischendurch sogar mal kurz ein.

Kurz vor 11 Uhr tat sich dann doch was. Ich wurde zum Sehtest aufgerufen, den eine nette Frau mit mir durchführte. Ich hatte meine Brille mitgebracht, die ich für die Ferne brauchte, sollte sie aber erst einmal ab lassen. Ich sollte sagen, wo bei bestimmten Kreisen die Öffnung war. Bei den ganz kleinen konnte ich es nicht und meinte, da brauch ich die Brille. Dann sollte ich noch Farben erkennen und war fertig. Die Beamtin meinte dann zu mir, dass es wohl auch ohne Brille noch ok ist. Gut zu wissen.

Wir mussten danach in einem Formular noch ein paar Sachen ausfüllen und wurden zum Bezahlen im anderen Gebäude geschickt. Bezahlt wird in Briefmarken, die man an der Kasse kauft und dann auf das Formular klebt. Das kannte ich schon von der Beantragung meines Visums. So waren mal eben 4,250 Yen weg. Zurück im Nebengebäude sollten wir das Formular abgeben und weiter warten.

Führerschein

Mit einem anderen zusammen wurden wir dann wieder ins Hauptgebäude gebracht, wo wir zum Fotos machen angestellt wurden. Da saßen wir wieder knapp 10 Minuten rum und ich fragte mich währenddessen, warum ich ein Foto mitbringen soll, wenn dann eh eins von mir gemacht wird. Ich habe es erst einmal als Bürokratie abgestempelt. Das Foto war in wenigen Sekunden gemacht und es ging zurück zum Nebengebäude, wo es abermals warten hieß, nun aber nur noch auf die Ausgabe des Führerscheins.

Am Ausgabefenster standen entweder jede Menge Leute an, oder es war niemand da. Denn immer wieder kamen riesige Gruppen an oder es wurden Nummern aufgerufen. Wir konnten das Prozedere ja eine ganze Zeit lang Beobachten. Etwa 10 Minuten nach 12 Uhr wurde ich dann mit einer der großen Gruppen mit aufgerufen, wo ich mich gleich in der Mitte mit anstellte. Allerdings hieß es dann als ich dran war, dass mein Name auf dem Abholschein in Englisch stehen soll. Wir hatten den Extra in Japanisch drauf geschrieben. So trat ich aus der Reihe wieder raus, suchte einen Stift und stellte mich hinten in der Schlange wieder an… Leute…

Dann hatte ich meinen Führerschein zum Glück in der Hand und wir machten uns nichts wie davon. Ich war immer noch genervt, dass wir für die paar Sachen wie Unterlagen abgeben, 5-Minuten-Sehtest und ein Foto machen über vier Stunden dort verbringen mussten. Das hat alles zusammen nicht mal 20 Minuten gedauert und den Rest saßen wir einfach nur wartend herum…

Owner of a Japanese driver’s license now – and Lugia! 😉 . .

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Das Doofe an der ganzen Sache ist, dass in Japan der Führerschein nur drei Geburtstage gültig ist. Da ich im September Geburtstag habe, verschenke ich somit fast ein ganzes Jahr und muss bereits im September 2019 wieder zur Verlängerung dorthin. Die Freude ist natürlich riesig. Aber zumindest darf ich jetzt in Japan Auto fahren, auch, wenn ich noch nicht weiß, wann ich das denn einmal machen werde.


Links zum Thema?

Infoseite der Deutschen Botschaft zur Fahrerlaubnis
JAF Website zur Übersetzung des Führerscheins