[Japan Juli 2015] Tag 10/11 – In den alten Zeiten von Kanazawa

[Japan Juli 2015] Tag 10/11 – In den alten Zeiten von Kanazawa

28. Juni 2016 3 Von yoko_kudo90

In der zweiten Woche meiner Japan-Reise musste mein Freund wieder auf Arbeit. Nachdem ich vorher eine Weile überlegt hatte, entschied ich mich noch einmal 5 Tage durchs Land zu reisen. Mein kurzer Trip sollte mich von Tokyo nach Kanazawa, Shirakawako, Takayama, Nagoya, Matsumoto und wieder zurück nach Tokyo führen. So hieß es also am Montag Morgen: auf nach Kanazawa!

Kanazawa (金沢市) ist in letzter Zeit bei den Touristen immer beliebte geworden, vor allem aber auch, weil seit März 2015 die neue Shinkansenstrecke von Tokyo nach Kanazawa verfügbar ist und man so innerhalb von 3 Stunden ohne Umsteigen dort ist. Glücklicherweise lässt sich die Strecke auch mit dem JR-Pass nutzen, weshalb mir keine zusätzlichen Fahrtkosten angefallen sind. Im Internet hatte ich mir für meine Übernachtung eigentlich das Pongyi ausgesucht, allerdings waren die Einzelzimmer dort schon ausgebucht, als ich mich endlich für ein Datum entschieden hatte. Nach etwas Recherche im Internet hatte ich dann ein Zimmer im Ochakare gebucht, wo es mir am Ende auch sehr gefallen hatte. Nach der Ankunft am Bahnhof in Kanazawa machte ich mich auch zuerst auf den Weg dorthin, um meinen Koffer abzugeben und wurde dort auch sehr freundlich empfangen.

Kanazawa

Einblick ins Guesthouse Ochakare in Kanazawa

Zurück am Bahnhof deckte ich mich erst einmal mit Touristeninformationsheften und einer Karte ein und landete dann im Starbucks, wo ich alles genau studierte. Meine Ziele für den verbleibenden Nachmittag standen auch recht schnell fest und so ging es mit dem Bus Richtung Kanazawa Castle. Schon bei der Busfahrt konnte man einige Ecken von Kanazawa sehen.

Zur Burg Kanazawa gehört ein sehr weitläufiges Gelände. Teilweise mit sehr viel Wiese, an manchen Ecken auch wunderschöne Gärten. Wäre es nicht so extrem heiß gewesen, hätte es auf jeden Fall noch mehr Spaß gemacht die Gegend dort zu erkunden. Aber da die Sonne auf mich blechte, versuchte ich die weiten offenen Strecken recht zügig abzulaufen und gönnte mir dann immer mal eine Pause mit frischen Getränken aus dem Automaten. Das Gebäude, welches von der Burg zur Besichtigung bereit stand, fand ich leider nicht soooo spannend. Es sieht alles hübsch aus, aber innen ist vieles modern gemacht und es gibt nicht all zu viel zu sehen. Das für mich wahrlich Interessanteste, waren Plakate von Detektiv Conan, die allerdings nur auf Koreanisch und Chinesisch geschrieben waren. Warum auch immer. Noch nicht mal Japanisch habe ich darauf gefunden – sonst hätte ich wenigstens zumindest halbwegs gewusst, worum es geht. So habe ich mich zumindest an dem bekannten Gesicht erfreut und bin dann in Ruhe durch das klimatisierte Gebäude spaziert.

Im Anschluss machte ich mich auf den Weg zum Kenroku-en (兼六園). Er gehört neben dem Koraku-en (後楽園) in Okayama und dem Kairaku-en (偕楽園) in Mito, zu den drei schönsten Gärten Japans (日本三名園) und natürlich tummelten sich dort einige Touristen. Und ja, der Garten war wirklich sehr schön. Viele hübsche Orte und Panoramen, die man betrachten konnte. Kleine Gewässer, viele Pflanzen und natürlich auch Teehäuser, Steinlaternen und Statuen. Man konnte dort wirklich viel Zeit verbringen. Der Kenroku-en ist wirklich einen Besuch wert.

Auf meiner Touristenkarte sah ich, dass es am anderen Ende des Gartens noch ein Museum gab – Traditional Art & Craft of Ishikawa. Als ich dort ankam, war es natürlich schon wieder zu spät, denn ab 16:30 Uhr ist kein Eintritt mehr möglich… Mal davon abgesehen, merkte ich dann aber auch schon allmählich wie erschöpft ich war von dem vielen Laufen und vor allem von der Hitze. So suchte ich mir die nächste Bushaltestelle und wartete dort auf einen Bus zurück zum Bahnhof. Dabei konnte ich einige japanische Schülerinnen in ihren Uniformen beobachten und hatte sogar ein kleines Gespräch mit einer älteren Dame. Am Bahnhof suchte ich mir dann noch fix etwas zu essen und machte mich mit meinen Konbini-Fertiggerichten und zwei Dosen Alkohol zurück in mein Zimmer, wo ich meinen Sonnenbrand kühlte und mich an die Planung der nächsten beiden Tage setzte.


Am nächsten Morgen ließ ich mir etwas länger Zeit, bis ich mich auf den Weg machte. Auf meinem Plan standen das Teeviertel von Kanazawa, der Samurai-Distrikt und der Oyama Schrein.

So ging es einmal wieder zum Bahnhof und dann mit dem Bus auf zum Higashi Chaya Distrikt. Mein erstes Ziel dort war das Blattgoldmuseum (Kanazawa Yasue Gold-Leaf Museum), wo man einen Einblick in die Herstellung von Blattgold bekommen kann. Die Region um Kanazawa ist für seine Produkte mit Blattgold sehr bekannt. Im Museum finden sich zahlreiche Werkzeuge und Erklärungen, vereinzelt sogar auch in Englisch. Es war sehr interessant, durch das Museum zu stöbern, aber all zu viel Zeit braucht man dort nicht einzuplanen.

Der Hiyashi Chaya Distrikt (東茶屋街) mit seinen alten Gebäuden ist eine wirklich schöne Gegend und es hat mir sehr viel Freude bereitet durch die Straßen und Gassen zu laufen. Man fühlte sich ein wenig in das alte Japan zurück versetzt. Ich hatte mir diesmal vorgenommen grünen Tee zu trinken. Nachdem ich mich im Januar 2011 im Ghibli Museum an einem Maccha-Eis überfressen hatte, machte ich eigentlich immer einen großen Bogen um alle Maccha- und Grüne Tee Sachen. Aber ich wollte ihnen doch nochmal eine Chance geben.

Meine erste Rast machte ich im Teehaus Shima. Dort konnte man sich für einen Eintrittspreis von 500 Yen im Gebäude umschauen, welches früher Geisha beschäftigte und nun zu einem Museum umgebaut wurde. Es gibt dort somit verschiedene Räume im traditionellen Stil und man konnte sich ein wenig vorstellen, wie die Geisha in den Räumen ihre Gäste unterhalten haben.

Nachdem ich eine halbe Stunde durch das Haus gelaufen war, ließ ich mich im Teezimmer nieder. Dort waren bisher nur zwei ältere japanische Frauen und es war sehr ruhig. Ich bestellte mir ein Set mit einem warmen grünen Tee und einer kleinen Süßigkeit. Als kurz darauf die zwei Frauen neben mir das Set mit der großen Süßigkeit erhielten, war ich allerdings ein bisschen neidisch. Denn sie hatten Wagashi in Hortensienform erhalten – und ich nur zwei kleine unförmige süße Krümel. Ich nahm meinen Mut zusammen und fragte sie, ob ich denn ein Foto davon machen durfte. Sie waren erst überrascht, stimmten aber zu. Dann gaben sie mir sogar die Hälfte ab. Ich sollte es unbedingt probieren. So entstand noch eine nette Unterhaltung – es gibt ja jede Menge, was man Ausländer fragen kann – und so versuchte ich tapfer auf Japanisch zu antworten. Später stieß noch eine kleine Gruppe junger Amerikaner hinzu und es wurde lauter. Sie ließen sich von einer der Mitarbeiterinnen fotografieren und das taten wir dann gleich. Eine schöne Erinnerung.

Nachdem ich noch eine Runde durch die Gassen gestreift war und Fotos gemacht hatte, entschied ich mich in ein weiteres Teehaus zu gehen. Jetzt war das Teehaus Kaikaro dran und auch hier kann man sich in Ruhe im Gebäude umsehen. Im Obergeschoss war ein Raum farblich in Rot und ein anderer in Blau getrennt, was ich sehr interessant fand. Auch hier gab es einiges zu betrachten und im Anschluss habe ich mich in den recht großen Gastraum gesetzt. Diesmal wollte ich nicht wieder den gleichen Fehler machen und hatte mich beim Eintritt gleich für das teurere Set entschieden. Und das hatte sich diesmal auch gelohnt, denn auf meiner kleinen eingepackten Süßigkeit habe ich sogar etwas Blattgold gefunden. Dazu gab es einen eisgekühlten Maccha-Tee.

Ich spazierte dann noch etwas am Fluss entlang und sah mich in der Umgebung um bis mein Bus kam, der mich zu meinem nächsten Ziel brachte – das Stadtgebiet Nakamachi. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Wohngebiet der Samurai, wo man noch einige alte Häuser finden kann. Also setzte ich meinen Spaziergang hier erst einmal fort. Besucht habe ich das Nomura-ke (野村家), das Haus der hochrangigen Samurai-Familie Nomura, die allerdings wie viel anderen auch nach Ende der Feudalzeit ihre Macht verloren. Der Eintritt kostete 550 Yen, dafür konnte man sich das Innere des Hauses sowie das Museum mit Samurai-Rüstungen und Schwertern anschauen. Ich nutze die Zeit auch, um mich etwas auszuruhen, denn es war wieder warm und ich langsam etwas erschöpft. Mit Blick auf den schönen kleinen Garten ließ ich meinen Geist und meinen Körper entspannen. Ich bin immer wieder glücklich, dass es in Japan solche kleinen Oasen gibt.

Mit dem Bus ging es dann wieder zurück in die Innenstadt. Zuerst wollte ich mir den Omicho Market (近江町市場) anschauen, der im Touristenführer beworben wurde als ältester Markt der Stadt, der bereits seit der Edo-Zeit existiert. Allerdings war das dann doch nichts ganz für mich. Es gab jede Menge frische Lebensmittel – vor allem aber Fisch und andere Wasserlebewesen. Da ich diese allerdings nicht mag und mich teilweise schon allein der Geruch vertreibt, habe ich mich auch recht schnell wieder von dannen gemacht. Dafür habe ich dann in den Kaufhäusern in der Nähe etwas herum gestöbert.

Kanazawa

Damit sich mein Tagesticket für den Kanazawa Loop Bus auch lohnte, bin ich auch die recht kurze Strecke zum Oyama Schrein mit dem Bus gefahren. Der Oyama Jinja (尾山神社) wurde 1599 auf dem Berg Utatsu erbaut und später an seinen heutigen Standort gebracht. Auffällig ist das ungewöhnliche Schreintor, welches von einem holländischen Architekten designt wurde und asiatische sowie europäische Elemente enthält. Am Schrein selbst habe ich zum allerersten Mal ein Ema gekauft und beschrieben. Ema sind Holzplatten, auf die man seine Wünsche schreibt und dann an den dafür vorgesehenen Ort am Schrein hängt. Ich hoffe, dass mein Wunsch in Erfüllung geht. Noch eine Weile saß ich dann im Schreingarten und genoss die Ruhe, bis ich merkte, dass die Mücken an meinen Beinen Geschmack gefunden hatten. Da nahm ich lieber schnell Reißaus.

Zurück am Bahnhof kaufte ich mir noch meine üblichen Schlüsselanhänger als Souvenir und plünderte den Kombini für das Abendessen. In meinem Zimmer setzte ich mich an die Planung für den kommenden Tag und packte meinen Koffer allmählich wieder zusammen. So schnell waren zwei Tage Kanazawa vorbei. Allerdings muss ich irgendwann nochmal wieder kommen, da ich noch nicht alles gesehen hatte, was ich sehen wollte.

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