[Unterwegs] Tokyo Grand Tea Ceremony 2018

[Unterwegs] Tokyo Grand Tea Ceremony 2018

13. März 2019 2 Von yoko_kudo90

Jedes Jahr im Herbst findet in Tokyo die Tokyo Grand Tea Ceremony (東京大茶会) statt. Nachdem es die letzten Jahre zeitlich und wettertechnisch bei mir nicht geklappt hat, habe ich die Veranstaltung 2018 sogar gleich zwei Mal besucht. Hier gibt es nun meinen Bericht dazu.

Was ist die Tokyo Grand Tea Ceremony?

Die Tokyo Grand Tea Ceremony, welche seit 2008 regelmäßig in Japans Hauptstadt stattfindet, ist eine Veranstaltung, die gegründet wurde, um Teezeremonien einer breiteren Menge näher zu bringen. Denn wann geht man als normale Person schon mal zu einer Teezeremonie? Um diese japanische Tradition nicht unter gehen zu lassen und wieder die Freuden daran, auch in der jüngeren Generation, aufblühen zu lassen, findet die Tokyo Grand Tea Ceremony statt.

Vor Ort können die Gäste eine Teezeremonie in einer entspannten Atmosphäre genießen und müssen nicht zu sehr um die Formalitäten sorgen. Diese bekommen sie während der Veranstaltungen erklärt. Inzwischen gibt es meist zwei Wochenendveranstaltungen im Oktober an zwei verschiedenen Orten – im Hama-Rikyu Garden sowie im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum. Dort gibt es verschiedene Zeremonien: Outdoor, für Anfänger, mehr formelle Zeremonien oder, wo man den Matcha selbst anrühren kann. Auch speziell englischsprachige Zeremonien für Ausländer finden inzwischen statt.

Im Edo-Tokyo Open Air Architecture Museum

Im Oktober 2018 besuchte ich als erstes die Tokyo Grand Tea Ceremony im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum, zusammen mit einer Freundin aus Australien. Das Freiluftmuseum ist wirklich sehr toll und es lohnt sich immer ein Besuch dort. Für die Veranstaltung bietet es natürlich tolle Locations, die man u.a. zu den normalen Öffnungszeiten nicht betreten darf.

Der Eintritt ins Museum war für dieses Wochenende kostenlos (sonst 400 Yen) und man musste nur für die Tickets der Teezeremonie bezahlen, an denen man teilnehmen wollte.

Outdoor Ceremony

Wir entschieden uns zuerst für die Outdoor Ceremony, die 300 Yen kostete. Diese hatte gerade angefangen und wir durften im Hintergrund auf den nächsten Durchlauf warten und schon einmal beobachten. Das war auch gut so, denn plötzlich wurde mir erklärt, da wir als erste da waren, würde ich der Hauptgast sein, der zuerst seinen Tee bekommt – zubereitet von der Teemeisterin vor allen Augen. Dies galt auch für meine Freundin als zweiten Gast. Alle anderen erhielten Schalen, die im Hintergrund zubereitet worden.

Ich war natürlich super nervös, was sich dann aber legte, als sich ein netter Herr zu uns gesellte, der als Dolmetscher tätig war. Er erklärte uns alle Schritte und übersetzte die Ansagen auf Englisch für uns beide und es war wirklich sehr interessant. Als Wagashi gab es eine Art Senbei mit süßer Gestaltung zum Mondfest. Auch meine Schale hatte ein herbstliches Design.

Teezeremonie auf Englisch

Weiter ging es mit der Teezeremonie auf Englisch. Hier kostete das Ticket 700 Yen und wir durften im Farmhaus der Tsunashima Familie platz nehmen. Das Innere des Zimmers darf man sonst nicht betreten und wurde extra für die Zeremonie freigegeben.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Erklärung gleich auf Englisch stattfindet, allerdings wurde auch hier erst auf Japanisch erklärt und eine Dolmetscherin sprach dann in ein Mikro, dessen Ton über Headsets an uns übertragen wurde. Leider hatte ich bei dem Gerät auch ein paar Empfangsstörungen, weshalb mir immer mal ein Teil der Übersetzung fehlte.

Uns wurde bei der Zeremonie u.a. erklärt, wie man sich das Wagashi vom Tablett nimmt, wann man sich zum Nachbarn zu verbeugen hat, wenn man seinen Tee früher bekommen hat und mehr. Das war wirklich sehr interessant und ich konnte viel lernen. Als Süßigkeit gab es dieses Mal ein Nerikiri-Wagashi in pink-gelb, welches mit roter Bohnenpaste gefüllt war.

Workshop für Anfänger

Als nächstes nahmen wir am Workshop für Anfänger teil, der 300 Yen kostete. In Zweiergruppen wird einem hier erklärt, wie man eine Tasse Matcha selbst anrührt und dann genießt. Die Erklärung machte eine ältere Japanerin und wir hatten auch wieder einen Dolmetscher sofort an unserer Seite.

Ich habe schon öfter Matcha selbst angerührt, meine Freundin hatte es beim ersten Mal aber etwas schwerer. Mit unserer Helferin hat es aber doch geklappt. Das Wagashi war recht einfach gehalten – ein Block in gelb-grün, was vermutlich aus Shiro-an gefertigt wurde. Auf jeden Fall alles sehr lecker.

Indoor Tea Ceremony

Zum Abschluss ging es zur Indoor Tea Ceremony. Für diese musste man bereits vorab online ein Ticket reservieren und sie waren relativ schnell ausverkauft. Ich hatte zum Glück zwei bekommen. Die Indoor Tea Ceremony hat einen mehr formellen Rahmen und viele Frauen trugen sogar Kimono. Es war gut, dass wir erst an den anderen Zeremonien zum Lernen teilgenommen haben, damit wir den Ablauf schon kannten.

Dieses Mal war alles nur auf Japanisch. Wir saßen relativ weit am Ende und konnten daher die Personen vor uns beobachten. Verbeugen, die Tasse kurz zum anderen Gast stellen, お先に sagen, die Tasse wieder zu sich nehmen, richtig drehen, trinken, sauber machen, zurück drehen, … Es gibt so viel, auf was man achten muss. Allerdings hätte uns – als einzige zwei Ausländer in der Gruppe – sicher auch keiner einen Fehler übel genommen.

Mir hat der Tag bei der Tokyo Grand Tea Ceremony sehr gefallen und ich habe unsere Erlebnisse vor Ort auch gefilmt. Das Video dazu findet ihr hier auf meinem YouTube-Kanal.

Ich habe mit meiner japanischen Arbeitskollegin darüber gesprochen und am Ende habe ich mich entschieden eine Woche später auch noch zu Veranstaltung im Hama-Rikyu Garden zu gehen, weil dort das Nebenprogramm auch vielfältiger war. Und das war eine sehr gute Entscheidung.

Im Hama-Rikyu Garden

In den Hama-Rikyu Garden ging es an einem sonnigen Sonntag – zusammen mit Bontenmaru, meiner japanischen Arbeitskollegin und ihrem Sohn. Hier musste man den Eintrittspreis für den Garten in Höhe von 300 Yen zahlen. Das Programm neben den Teezeremonien war allerdings vielseitiger und es waren auch um einiges mehr Ausländer vor Ort.

Zuerst ließen Bonten und ich uns in Kimonos einkleiden, mit denen wir eine kurze Zeit herumlaufen und Fotos machen konnten. Leider war die Zeit zu kurz, um weit zulaufen, aber wir konnten ein paar schöne Fotos machen.

Weiterhin wurde ein Ikebana-Workshop angeboten, an dem ich unbedingt teilnehmen wollte, weil ich so etwas noch nie gemacht habe. Da es direkt für Ausländer war, gab es auch wieder eine Dolmetscherin und wir durften die Blumen sogar mit nach Hause nehmen.

Outdoor Ceremony von Schülern

Im Hama-Rikyu war einiges mehr los und so war die Auswahl an Zeremonien, für die man spontan Tickets bekommt, recht begrenzt. Wir entschieden uns zuerst für eine Outdoor Zeremonie, die von Oberschülerinnen durchgeführt wurde. Diese kostete 300 Yen. Anders als im Freiluftmuseum kam hier kein Dolmetscher zu uns, aber wir kamen trotzdem ganz gut zurecht.

Es war wirklich sehr schön, die jungen Schülerinnen in ihren Schuluniformen zu sehen, wie sie all die traditionellen Handbewegungen vorführten. Passend zum Herbst gab es ein Manju in Kürbisform zum Matcha dazu. Wirklich sehr lecker und ansehnlich.

Workshop für Anfänger

Auch hier nahmen wir nochmal am Workshop für Anfänger teil. Diese kostete ebenfalls 300 Yen und dieses Mal war eine Dolmetscher für die ganze Gruppe dabei – wieder funktionierte es mit Headsets. Ich saß mal wieder an der richtigen Stelle und gehörte zu den Hauptgästen, die ihre Tasse von der Teemeisterin zubereitet bekam.

Trotzdem durfte ich für meine Sitzpartnerin – die liebe Bonten – auch selbst rühren und sie für mich. So bekam ich zwei Tassen Matcha. Auch sie machte das zum ersten Mal selbst und braucht darin noch etwas Übung, aber es hat uns sehr viel Spaß gemacht.

Die Zeit im Hama-Rikyu Garten war sehr schön und wir machten noch einen Spaziergang durch das weitläufige Gelände. Es gibt dort wirklich sehr viel zu sehen. Leider waren die Bentos vor Ort sehr schnell ausverkauft und wir bekamen außer kleine Süßigkeiten nichts richtiges zu essen, weshalb wir uns dann auf den Rückweg machten.

Wenn ihr im Oktober in Tokyo seid und mehr über Teezeremonien lernen und auch einmal selbst Teil sein wollt, schaut unbedingt bei der Tokyo Grand Tea Ceremony vorbei. Die Preise sind sehr human und die Atmosphäre sehr locker. Ich werde sicher auch wieder dorthin gehen.

Mehr zum Thema
Offizielle Webseite der Tokyo Grand Tea Ceremony
Video zum Tag im Edo-Tokyo Open Air Architectural Museum
Video zum Tag im Hama Rikyu von Bontenmaru
Green Tea Tour in Shizuoka
Artikel über Teezeremonien von mir für Go! Go! Nihon